Wie und warum Baumaterialien Mobilfunk- und WLAN-Signale einschränken (und was Sie dagegen tun können)

06. 04. 2025, 08:59

Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie mitten in einem wichtigen Gespräch plötzlich nur noch Stille hören und das Telefonat abbricht? Oder dass Ihr WLAN in der Küche tadellos funktioniert, während im Wohnzimmer das Laden einer Webseite ewig dauert? Und sobald Sie nach draußen gehen, ist das Signal plötzlich wieder stark. Der Grund sind oft scheinbar unauffällige Dinge – Baumaterialien, die uns im Haus oder Büro umgeben. In diesem Artikel sehen wir uns an, warum und wie Baustoffe Funkwellen behindern, was Sie beim Bauen oder Renovieren beachten sollten und wie Sie einem schlechten Signal entgegenwirken können.

Woher kommt das „verschwundene“ Signal?

Mobilfunk- und WLAN-Signale verbreiten sich über elektromagnetische Wellen. Auf ihrem Weg treffen diese Wellen jedoch auf zahlreiche Hindernisse – von gewöhnlichen Gipskartonplatten bis hin zu massiven Betonwänden. Jedes dieser Hindernisse schwächt das Signal, was man fachsprachlich als Dämpfung (gemessen in Dezibel, dB) bezeichnet. Je höher die Dämpfung, desto wahrscheinlicher sind Störungen beim Telefonieren oder Surfen.

Was ist RSSI?
  • RSSI (Received Signal Strength Indicator) ist ein Wert, der die Signalstärke auf Ihrem Telefon oder WLAN-Gerät angibt. Er wird meist in negativen Werten angegeben (z. B. -50 dB, -70 dB etc.).
  • Je näher an -50 dB, desto stärker und zuverlässiger das Signal.
  • Bei rund -120 dB befindet sich die sogenannte „tote Zone“, in der ein Signal praktisch nicht mehr nutzbar ist.

Welche Materialien blockieren das Signal am meisten?

Wenn Sie sich umschauen, stellen Sie fest, dass in jedem Gebäude mehrere Arten von Materialien verbaut sind – von Holz bis hin zu modernen Low-E-Fenstern. Jedes davon beeinflusst die Signalstärke ein wenig anders.

  1. Fenster und Glas
    • Einfaches Klarglasfenster: Dämpfung nur etwa -4 dB, also relativ gering.
    • Isolier- oder Dreifachverglasung: Die Dämpfung kann sich sogar verdoppeln.
    • Low-E-Fenster (niedrige Emission): Dämpfung durchaus -30 dB oder mehr.
    • Tipp: Wenn Sie am Fenster besseren Empfang suchen, versuchen Sie, es zu öffnen. Sie werden vielleicht überrascht sein, wie sehr sich die Signalstärke verbessert.
       
  2. Gipskarton, Dämmung und Zwischenwände
    • Reiner Gipskarton: in der Regel um -2 dB.
    • Eine Folienisolierung oder Metallschicht im Inneren: kann die Dämpfung erheblich steigern.
    • Geschlossene kleine Räume: Durch viele Wände wird die Welle schlechter geleitet als in großzügigen und offenen Räumen.
       
  3. Holz, Sperrholz, OSB-Platten
    • Holzelemente: Dämpfung -5 bis -12 dB, je nach Dicke und Art des Holzes.
    • Sperrholz (OSB): -3 bis -5 dB, bei höheren Frequenzen (5 GHz, 5G) ist die Dämpfung jedoch größer.
       
  4. Ziegelmauerwerk
    • Dickere Ziegelwände können problemlos über -20 dB erreichen.
    • Die dichte Struktur von Ziegeln und Mörtel lässt Funkwellen nicht so leicht passieren wie leichtere Materialien.
       
  5. Beton und Stahlbeton
    • Beton: üblicherweise -10 bis -20 dB.
    • Stahlbeton: Durch die Metallarmierung entsteht eine weitere Barriere, wodurch sich die Dämpfung nochmals erhöht.
       
  6. Metallische Elemente und Dächer
    • Metall ist (für das Signal) der größte Feind – die Dämpfung kann -32 bis -50 dB erreichen.
    • Metallfassaden und -dächer sorgen oft dafür, dass Sie im Freien vollen Empfang haben, drinnen aber fast keinen.
       
  7. Bäume und dichte Vegetation
    • Blätter und Zweige können die Dämpfung von wenigen dB auf bis zu -25 dB steigern.
    • Feuchtes und dichtes Laub, Nadelbäume oder alte Baumriesen schaffen ein natürliches „grünes Schild“.
       
  8. Spezielle Abschirmmaterialien (Faradayscher Käfig)
    • Es gibt Materialien, die elektromagnetische Wellen beinahe vollständig reflektieren (z. B. zum Schutz vor Störungen oder aus Sicherheitsgründen).
    • Ein solcher Faradayscher Käfig bildet eine künstliche „tote Zone“, in der kein Signal mehr funktioniert.
Überblick zur Dämpfung gängiger Materialien

Material

Dämpfung 800 MHz

Dämpfung 1900 MHz

1/2" Gipskarton

2,03 dB

2,43 dB

Venezianischer Putz

7,91 dB

16,22 dB

6" Betonwand

10,11 dB

19,41 dB

Einfaches Klarglasfenster

4,35 dB

4,38 dB

1/4" Glasfaser-Dämmung

1,62 dB

1,90 dB

Low-E-Fenster

33,8 dB

33,8 dB

Ziegelstein

7,57 dB

14,66 dB

Massive Holztür

6,11 dB

12,33 dB

Hohle Holztür

5,39 dB

10,11 dB

1/2" OSB-Platte

3,27 dB

4,91 dB

1/2" Massivholz (Kiefer/Fichte)

2,01 dB

5,05 dB

1/2" Massivholz (Eiche)

4,68 dB

6,11 dB

Hinweis: Bei höheren Frequenzen (z. B. 5 GHz bei WLAN oder 5G-Mobilfunk) können sich die Dämpfungswerte noch erhöhen, da diese Frequenzen Wände schlechter durchdringen.

Wie (und warum) man ein begrenztes Signal verbessert

Vielleicht denken Sie jetzt, dass Ihr Haus oder Büro geradezu eine „Signal-Falle“ ist. Zum Glück gibt es mehrere Möglichkeiten, die Abdeckung zu verbessern. Manchmal helfen schon kleine Anpassungen, manchmal lohnt es sich, einen Profi zu Rate zu ziehen.

  1. Standort des Routers und Access Points
    • Zentrale Position: Platzieren Sie den WLAN-Router in der Mitte des Hauses oder der Wohnung.
    • Höhere Position: Der Router sollte nicht auf dem Boden stehen – versuchen Sie es auf einem Regal oder Schrank in größerer Höhe.
    • Weg von Metall und Beton: Große Geräte (Kühlschrank, Herd), Metallrahmen bei Möbeln und massive Wände sollten möglichst umgangen werden.
       
  2. Mobiler Signalverstärker (Repeater)
    • Eine Außenantenne auf dem Dach oder an der Fassade fängt das starke Signal von draußen ein.
    • Der Repeater im Inneren „klont“ dieses Signal und verteilt es im Gebäude.
    • Wählen Sie das Modell passend zum genutzten Frequenzband (GSM, LTE, 5G).
       
  3. Denken Sie bereits beim (Um-)Bau daran
    • Beachten Sie, dass metallische Dämmungen und Low-E-Fenster zwar Energie sparen, jedoch oft das Signal „ersticken“.
    • Wenn Sie einen Raum planen, in dem Sie perfektes Signal benötigen (z. B. ein Homeoffice), vermeiden Sie in unmittelbarer Nähe dicke Beton- oder Metallkonstruktionen.
       
  4. Mehrere WLAN-Frequenzbänder nutzen
    • 2,4 GHz: größere Reichweite, aber niedrigere Geschwindigkeit (eignet sich für dickere Wände).
    • 5 GHz: schneller, aber empfindlicher gegenüber Entfernung und Hindernissen.
    • Mesh-Systeme: mehrere Einheiten im Haus verteilen und verbessern die Abdeckung gleichmäßig.
       
  5. Überflüssige Hindernisse entfernen
    • Hohe Bücherregale, Metallregale, Kühlschrank oder Aquarium – all das kann das Signal stark beeinträchtigen.
    • Manchmal reicht es, Möbel umzustellen oder Türen häufiger offen zu lassen, und schon verbessert sich die Abdeckung spürbar.

Warum Sie die Signalqualität rechtzeitig angehen sollten

  • Schnelleres Internet: Eine langsamere Verbindung bedeutet längere Ladezeiten von Webseiten und Videos sowie häufige Unterbrechungen bei Videoanrufen.
  • Zuverlässige Telefonate: Niemand möchte „Knacken“ und ständige Gesprächsabbrüche.
  • Geringerer Energieverbrauch: Wenn das Telefon permanent „verzweifelt“ nach Empfang sucht, wird mehr Energie verbraucht.
  • Sicherheit: Für Smart-Home-Lösungen, IoT-Geräte oder Notrufe ist ein stabiles Signal unerlässlich.

Was Sie daraus mitnehmen sollten (und wann Sie einen Profi hinzuziehen sollten)

Baumaterialien können das Signal stärker blockieren, als man denkt. Dabei handelt es sich um ein Problem, das sich zumindest teilweise vorhersehen und mildern lässt. Wenn Sie gerade ein Gebäude bauen oder renovieren, überlegen Sie, welche Räume für Sie besonders wichtig sind (Homeoffice, Wohnzimmer, Kinderzimmer…) und wählen Sie Materialien, die dort kein unnötiges „Abschirmung“ verursachen. Bei bereits fertigen Gebäuden können Sie auf Mobilfunk-Repeater, eine sinnvolle Platzierung des Routers oder Mesh-Systeme zurückgreifen.

Sollten Sie schon diverse „Heimwerker“-Methoden ausprobiert haben, aber der Empfang verschwindet immer noch, oder sind Sie unsicher hinsichtlich technischer Details (welches Frequenzband Sie eigentlich nutzen?), zögern Sie nicht, eine Fachfirma zu kontaktieren. Spezialisierte Berater schauen sich die Situation an und schlagen eine Lösung vor, die zu Ihrem Gebäude passt. Dann können Sie sich im Haus frei bewegen, ohne in einer Ecke verzweifelt nach dem letzten „Balken“ Empfang zu suchen.

Kleiner Tipp zum Schluss: Manchmal genügt wirklich wenig – zum Beispiel den Router vom Nachttisch hinter dem Bett an eine freiere Stelle zu versetzen oder die Schranktür zu öffnen, hinter der das Gerät versteckt ist. Jeder dB zählt!

Wenn Sie frühzeitig an die Signalqualität denken, können Sie spätere Probleme mit abgebrochenen Gesprächen und instabiler Internetverbindung vermeiden. Dann können Sie ungestört Videokonferenzen führen, schnell Daten herunterladen und zuverlässige Notrufe absetzen – genau so, wie es in der heutigen Zeit sein sollte.

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